18.12.2023

Psychologische Sicherheit stärkt die Resilienz im Team

Wenn Resilienz im Team gefördert wird, kann die psychologische Sicherheit gezielt gestärkt werden. Da Resilienz im Prozess der Überwindung von schwierigen Situationen entsteht und gefördert wird, kann bereits die Beachtung und Bearbeitung der psychologischen Sicherheit dazu beitragen.

Dabei gilt: Sowohl die psychologische Sicherheit als auch das Resilienzkonzept geben Hoffnung, wenn es schwer im Team wird. Allerdings geht das Resilienzkonzept noch ein Stück weiter, da es mögliche Anknüpfungs- bzw. Einstiegspunkte liefert: anhand der Coping-Strategien und Resilienzfaktoren kann ein einfacher Einstieg in beides erfolgen.

Was bedeutet Resilienz?

In der Welt des Arbeitslebens begegnen wir täglich Herausforderungen und Stressfaktoren, die sich negativ auf unser Wohlbefinden auswirken. Doch diese bieten zugleich die Möglichkeit, Resilienz zu gewinnen, da diese erst mit der Überwindung bzw. Bewältigung der widrigen Umstände entsteht. Sogenannte Coping-Strategien (deutsch Bewältigungsstrategien) tragen dazu bei, diese besser zu bewältigen und Vertrauen in die eigene Stärke aufzubauen.

Was auf Einzelpersonen zutrifft, lässt sich auch auf Gruppen übertragen. Doch hier kommt noch ein weiterer Aspekt zum Tragen: die psychologische Sicherheit im Team. Ist diese gegeben, verbessert sich die Resilienz, da zum Beispiel offener über Fehler gesprochen wird und damit eine Möglichkeit besteht, diese zu besprechen, Neues zu lernen und den Horizont zu erweitern.

Beispiele für Coping-Strategien im Team

Die Coping-Strategie ‘Positive Neuinterpretation und Wachstum’ nach C.S. Carter (COPE Inventory, C. S. Carver, 2013) stellt im Kontext der Resilienz zweifellos eine der wesentlichsten dar, da sie mit dem Resilienzfaktor Optimismus in Einklang steht, wie es das Sprichwort ‘Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus’ verdeutlicht. Wenn diese Grundhaltung im Team gelebt wird, fördert sie gleichzeitig die Kreativität bei der Lösungsfindung. Darüber hinaus ermutigt sie dazu, Fehler und belastende Situationen offener zu besprechen, da eine Lösungsorientierung im Vordergrund steht. Dies steht bereits im Einklang mit dem Konzept der psychologischen Sicherheit.”

Das Bewusstwerden der eigenen Team-Resilienz verbessert darüber hinaus den Umgang mit Rückschlägen. Hier kommen Coping-Strategien wie „instrumentelle Unterstützung“, also Ratschläge und Hinweise aus dem Team zur weiteren Vorgehensweise, sowie eine „emotionale Unterstützung“ zum Tragen. Bei letzterer stärken Ermutigungen oder Trost in einem Team die Bereitschaft, Fehler oder Krisen zu akzeptieren, ohne in eine resignative Haltung zu verfallen. 

Der Einstieg in die Resilienz

Der Einstieg in die Resilienz im Team kann zum Beispiel mit folgenden Aspekten einfach gelingen:

  1. Sich der eigenen Ressourcen im Team bewusstwerden: Viele erfolgreiche Sportteams besprechen in schwierigen Situationen ihre Stärken, um sich dieser bewusst zu werden und gestärkt aufs Spielfeld zu gehen. Übertragen auf Teams in der Arbeitswelt bedeutet dies, die eigenen Stärken und Ressourcen zu identifizieren und immer wieder darüber zu sprechen, wie diese einen bestärken.
     
  2. Reflexion: Regelmäßige Reflexionsprozesse im Team unterstützen das eigene Verstehen von vergangenen Situationen und fördern das Lernen für die Zukunft. Dies kann zum Beispiel in Form von Supervision oder kollegiale Beratung stattfinden.
     
  3. Resilienzfaktoren beachten: Resilienzfaktoren mit Handlungsaspekten wie „Zukunft gestalten“ oder „Netzwerk und Beziehungen gestalten“ beinhalten bereits konkrete Hinweise: Z.B. gemeinsam im Team eine Jahresplanung mit Kontaktpunkten wie der Weihnachtsfeier oder anderen Terminen innerhalb des Teams und außerhalb zahlt bereits auf beide Faktoren ein. Die gemeinsame Bearbeitung des Resilienzfaktors „Optimismus“ fördert ebenfalls eine positive Grundhaltung im Team. Eine hilfreiche Methode ist z.B. ein Reframing anzuwenden, um einen Perspektivwechsel zu ermöglichen.

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Mit den gezeigten Anknüpfungspunkten können sowohl die Psychologische Sicherheit als auch Resilienz im Team gestärkt werden. Bei beiden handelt es sich um zwei Schlüsselfaktoren für ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld, die zu folgenden Aspekten beitragen:

  • Einen offenen Austausch zu fördern
  • einen Umgang mit Unsicherheiten und Veränderungen zu finden
  • gemachte Fehler als Lernmöglichkeit zu sehen
  • den Zusammenhalt im Team zu stärken
  • sowohl die individuelle als auch die kollektive Entwicklung zu fördern.

Abschließend kann festgehalten werden, dass die psychologische Sicherheit und die Teamresilienz dazu beitragen, dass Teams widerstandsfähiger gegenüber Stress und Unsicherheiten werden und damit erfolgreicher mit den alltäglichen Herausforderungen umgehen können.

 

Hinweis:
Dieser Text ist die gekürzte Fassung eines Beitrags von Monika Huber im Buch “Psychologische Sicherheit – Die Superkraft erfolgreicher Teams” von Karin Volbracht, das im März 2023 im Haufe Verlag erscheint.

 

Literatur:
C. S. Carver, M. F. Scheier, J. K. Weintraub (1989): Assessing Coping Strategies: A Theoretically Based Approach, veröffentlicht in Journal of Personality and Social Psychology, 1989, Volume 56, No. 2, S. 267–283

M. Huber (2019): Resilienz im Team – Ideen und Anwendungskonzepte für Teamentwicklung, Springer, Heidelberg.

 

Online-Quellen:
M. Huber: Blogbeitrag „Resilienz im Team: Ein unterschätztes Thema in Pflegeberufen“

M. Huber: Blogbeitrag „Resilienz – mehr als ein Konzept“