Im systemischen Ansatz gibt es die sogenannte Wunderfrage. Sie lautet: „Was wäre, wenn Sie morgen aufwachen und über Nacht ein Wunder geschehen ist und alle Probleme gelöst sind?“ Ich finde diese Frage klasse, da damit neue Sichtweisen eröffnet werden.
In einem meiner Workshops verwendete ich diese ebenfalls in abgewandelter Form: „Wie werden Sie zusammen arbeiten bzw. wie sehen Ihre Prozesse aus, wenn Sie 2 Jahre in die Zukunft blicken?“ Dazu bat ich die Teilnehmer, ihre Sichtweisen auf den zukünftigen Prozess zu erläutern. Die Teilnehmer bzw. Projektstakeholder agierten sehr flexibel im Rahmen ihrer operativen Prozessen, da sie immer wieder Lieferengpässe aufgrund Knappheit und entsprechende Kundenwünsche auszugleichen hatten. Nur die Arbeitslast im Kundenservice und in der Supply Chain nahm dadurch ständig zu, da die Aufträge vermehrt einzeln gehandhabt wurden. Das Ziel des Workshops war mit den neuen optimierten Prozessen, weniger in diese einzugreifen, um eine grössere Sicherheit und Stringenz zu erreichen. Das bedingt allerdings auch, dass die Workshop-Teilnehmer sich einerseits ein solches Arbeiten vorstellen können und andererseits diese „neue“ Form der Zusammenarbeit mit Einführung zuzulassen.
Nach der Fragestellung war erst mal längeres Schweigen. Der Teilnehmer mit den größten Aufwänden in seinem Aufgabenbereich brach es dann und meinte, dass in 2 Jahren eine geringere Arbeitslast und stringentere Prozesse mit einer konkreten Lieferzeit von x Tagen sein wird. Auf diese konkrete Anforderung gingen die anderen Teilnehmer sofort ein und versuchten diese so flexibel wie bisher wegzudiskutieren und zu gestalten. Und das genau soll es ja nicht mehr sein. Es geht genau darum, festzustellen, was alles noch für den idealen Zustand benötigt wird.
Somit hat die Wunderfrage enorm geholfen, weg vom aktuellen hin zum idealen Prozess zu kommen und diesen aus neuen Perspektiven zu diskutieren.