06.07.2022

„Wie führt frau heute?“ - Workshop als Teil des Mentoring-Programms der Bücherfrauen

Wussten Sie, dass ich meinen Berufsweg mit einer Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin startete und danach mehrere Jahre in einer Buchhandlung gearbeitet habe? Bücher spielen wohl auch daher noch immer eine große Rolle in meinem Leben – und als die Anfrage der Bücherfrauen kam, ob ich einen Live-Workshop zum Thema „Führung“ im Rahmen ihres einjährigen Monitoring-Programms übernehmen wolle, habe ich mit großer Freude zugesagt.

Das überregionale Mentoring-Programm der Bücherfrauen war im Januar 2022 an den Start gegangen, um im Sinne des kollegialen Coachings die teilnehmenden Tandems aus Mentees und Mentorinnen zu professionalisieren. Anlässlich des Bergfestes am 25. Juni, der ersten nicht-digitalen Veranstaltung des Programms, konnten sich die Teilnehmerinnen erstmals wieder persönlich austauschen – eine Qualität, von der auch der von mir durchgeführte Workshop zum Thema „Digital Leadership – Wie führt frau heute?“ profitierte. 

Das Thema mag auf den ersten Blick verwundern, schließlich geht es über Bücher, um Literatur. Doch der Buchmarkt ist ein knallhartes Geschäft, in dem es sich zu behaupten gilt – auch und besonders als Frau. Viele Bücherfrauen – ein Netzwerk aus angestellten und selbstständigen Frauen aus allen Bereichen rund um Bücher – beschäftigen sich nämlich nicht nur mit Büchern, sondern tragen zudem geschäftliche Verantwortung und leiten zum Beispiel in Verlagen und Buchhandlungen Teams unterschiedlicher Größe. Und auch selbstständig arbeitende Bücherfrauen brauchen Führung im Sinne von Selbstführung, um dauerhaft beruflich erfolgreich zu sein. 

Der Workshop hatte somit zum Ziel, Impulse und Ideen zu geben – und zwar speziell für Frauen. Dass diese sich andere Rahmenbedingungen wünschen, zeigen die Ergebnisse einer Studie von Lilian Gehrke-Vetterkind, die Interviews mit 50 Frauen unterschiedlichen Alters und beruflicher Position aus ihrem Netzwerk geführt hat. Herausgekommen ist ein Präferenzenmodell, das veranschaulicht, was Frauen im Hinblick auf Führung für wertvoll erachten. Darunter fallen auch Rahmenbedingungen wie Begleitung in die Führungsrolle (wozu das genannte Monitoring-Programm einen wichtigen Beitrag leistet), eine dienende, partnerschaftliche Führung, das Teilen von Verantwortung, ein ganzheitlicher Lebensentwurf und psychologische Sicherheit. Viele dieser Rahmenbedingungen sind bis heute nicht gegeben, das bestätigten auch die Teilnehmerinnen des Workshops in Frankfurt.

Ein Mentoring-Programm wie das der Bücherfrauen ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Durch die Bildung von Zweier-Tandems bestehend aus Mentee und Mentorin können Erwartungen formuliert und Ideen zur Umsetzung entwickelt werden. Diesen Prozess der wechselseitigen Unterstützung sollte der von mir konzipierte Workshop unterstützen. 

Weit schwieriger wird es, wenn es um Lebensentwürfe und psychologische Sicherheit geht. Vertieft man sich in das zur Zeit diskutierte BANI-Modell , wird deutlich, dass wir in einer sich chaotisch entwickelnden Welt mit Verwerfungen auf zahlreichen Ebenen (Klimakrise, Pandemie, Kriege…) stärkende Kompetenzen brauchen – auch in Führung. Als Stichworte seien hier Resilienz, Flexibilität, Achtsamkeit, Empathie, Konfliktfähigkeit und Netzwerken genannt. 

Sehr gefreut habe ich mich über die positiven Rückmeldungen nach dem Workshop in Frankfurt. Christina Hünsche, eine der Teilnehmerinnen, kommentierte beispielsweise: „Es war ein ganz wunderbarer und inspirierender Nachmittag, der mir wertvolle Impulse für meine künftigen beruflichen Entwicklungen gab.“ 

Mein Wunsch als frühere Bücherfrau: Mehr solcher Mentoring-Programme, die vor allem die Vernetzung von Frauen in Organisationen fördern, in allen nur erdenklichen Branchen. Sie unterstützen Frauen, die Führungspositionen innehaben oder anstreben und sensibilisieren das Umfeld für ihre Werte und Belange.